Freie Schule im Burgenlandkreis Jan Hus Schulstraße 1 | D-06618 Naumburg
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Wer kommt, Kurt?

Kurt Krüger besucht den Konfirmandenunterricht der Naumburger Gemeinde der Heilsarmee und hat eine App zur Vergabe der – wegen Corona limitierten – Plätze bei den Gottesdiensten programmiert.
(Andreas Löffler)

Erschienen am 24.02.2021, Naumburger Tageblatt; Bild: Andreas Löffler

von Andreas Löffler
NAUMBURG/MEYHEN
Statt wie in Frank Zanders Kult-Hit „Hier kommt Kurt!“ muss es an dieser Stelle treffenderweise eher heißen: „Wer kommt, Kurt?“ Falls Sie jetzt rätseln: Die Rede ist von einer pfiffigen Web-Anwendung, die Achtklässler Kurt Krüger für die Heilsarmee Naumburg programmiert hat und mit deren Hilfe der Zustrom und die Einhaltung der Maximalbesucherzahl (von aktuell 25) bei den sonntäglichen Gottesdiensten im Domizil an der Schreberstraße gesteuert wird. Und die, wenn man so will, die Frage „Wer kommt, Kurt?“ beantwortet.

„Einige Zeit haben wir das ganz klassisch über telefonische Anmeldung und eine papierne Teilnehmerliste organisiert. Da ich wusste, dass Kurt großes Talent in Sachen Computerprogrammierung besitzt, habe ich ihn gefragt, ob er nicht eine digitale Lösung für die Organisation der Gottesdienst-Teilnahme stricken’ kann“, berichtet Offizier Frank Honsberg, der mit seiner Frau Stefanie die Geschicke der Heilsarmee in der Domstadt verantwortet und der den 14-jährigen Hobby-Web-Entwickler aus dem Ortsteil Meyhen auch im Konfirmandenunterricht unter seinen Fittichen weiß. „Meine Mutter hat mich und meine Schwester schon im Kindesalter zu den Gottesdiensten und Veranstaltungen der Heilsarmee mitgenommen. Inzwischen komme ich aus eigenem Antrieb hierher, schätze die Gemeinschaft und speziell die fröhliche Runde mit Frank und meinen drei jugendlichen Mitstreitern im Konfi-Unterricht“, berichtet Kurt Krüger.

„Es ist eine große Freude, dass diese jungen Menschen in jenem Alter, in dem das eigene Denken so richtig ’durchstartet’, Lust haben, sich mit dem Thema Glauben zu beschäftigen und sich zu befragen, ob das ein Weg ist, den sie weitergehen möchten“, würdigt Frank Honsberg, der seine Schützlinge freilich auch als „ganz normale, mitunter alberne und über die Stränge schlagende Teenager“ erlebt. Es sei schon eine Herausforderung, da die richtige Balance zu finden, andererseits vertrete er die Überzeugung: „Wenn man nicht gelacht hat, hat man nichts gelernt.“

Apropos gelernt: Seine Programmierkenntnisse eignete sich Kurt Krüger komplett autodidaktisch an. „Mir ist in der 4. Klasse ein Buch übers Programmieren in die Hände gefallen; und seitdem bin ich da Feuer und Flamme.“ Gerade das Erstellen von Webseiten bereite ihm großen Spaß: „Weil man ziemlich direkt sieht, was man macht.“

Lockdown und die Aussetzung des Präsenzunterrichts verschafften dem Schüler der Freien Schule „Jan Hus“ zudem zusätzliche zeitliche Möglichkeiten, seinem Hobby nachzugehen. Im ersten Lockdown habe er quasi zum Zeitvertreib eine Art kleines soziales Netzwerk entwickelt (www.hashat.net). Und, soviel Klischee vom nachtaktiven Computer-Nerd muss schon sein: Am finalen Feinschliff für sein in der Programmiersprache PHP kreiertes Web-Tool zur Besucher-Anmeldung für die Heilsarmee-Gottesdienste habe er bis 4.30 Uhr morgens gewerkelt.

Eine wichtige Prämisse sei gewesen, „möglichst wenig Daten zu sammeln“, betont Kurt Krüger, ehe er an seinem Smartphone die Funktionsweise der kleinen Anwendung vorführt. Bis etwa zum Sonnabendnachmittag könne man sich und seine Familie oder etwaige andere Begleiter anmelden und erhalte dann einen sechsstelligen Zutrittscode – oder den Verweis auf die Warteliste. Auf Basis der digital erfassten Anmeldungen (auch kurzfristige Absagen können auf diesem Weg vorgenommen werden) nimmt Frank Honsberg dann die Positionierung der Sitzmöglichkeiten vor. Weil er dank seines jugendlichen Schützlings über das „Wer kommt, Kurt?“ genauestens Bescheid weiß.

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Leider nicht verlässlich

Erschienen am 15.12.2020, Naumburger Tageblatt; Bild ohne Titelbild: Biel

NAUMBURG Für Schulleiterin Kathrin Wahlbuhl-Nitsche war es am Donnerstag ein Schock. Nach einem Labor-bestätigten Corona-Fall in der 7 b ihrer Freien Schule wurden diese Klasse und das gesamte Lehrerkollegium einem Corona-Schnelltest unterzogen. Das unerwartete Ergebnis: 35 von 42 Tests fielen positiv aus, unter anderem auch der der Schulleiterin. Als Konsequenz wurde die „Jan Hus“ geschlossen. Und die Besorgnis wurde nicht kleiner, als die Sanitäter vor Ort mitteilten, dass die Schnelltests normalerweise sehr verlässlich seien.

Wie sich nun herausgestellt hat, traf dies hier aber nicht zu. Das Gesundheitsamt bestätigte am gestrigen Montag: Alle (!) positiven Schnelltest-Ergebnisse wurden durch den verlässlicheren PCR-Test nicht bestätigt. Das heißt, keiner der am Donnerstag getesteten Jan-Hus-Schüler oder -Lehrer ist mit dem Virus infiziert. Was für den Einzelnen natürlich eine gute Nachricht ist, wirft im Allgemeinen Fragen auf. Zumal in den vergangenen Tagen auch aus der Bad Kösener Bergschule und dem Naumburger Domgymnasium Ähnliches berichtete wurde. Auch dort kam es zu – nicht wenigen – Fällen, bei denen ein positives Schnelltest-Ergebnis nicht bestätigt wurde.

Wie viele Fälle dies genau sind, darüber konnte das Gesundheitsamt des Burgenlandkreises am gestrigen Montag auf Anfrage von Naumburger Tageblatt/MZ keine Auskunft geben. Eine solche Statistik gebe es nicht und sei sehr aufwendig zu erstellen. Amtsärztin Ina Schmidt: „Die Menge an fehlerhaften Schnelltests hat uns selber überrascht. Wir wissen zwar, dass die Sensitivität eingeschränkt ist, haben aber trotzdem bisher gute Erfahrung damit gemacht. Auch im Labor in Magdeburg hat man dafür keine Erklärung, womöglich war eine Charge der Tests mangelhaft.“

Wie Ina Schmidt des Weiteren erklärte, sind die Schnelltests vorrangig dazu gedacht, die Labore zu entlasten. „Wir sind wirklich froh, dass wir sie haben. Denn ein negativer Test ist es dann auch mit hoher Wahrscheinlichkeit im PCR-Verfahren. Das Risiko der Falsch-Positiven besteht hingegen, weshalb ja im Anschluss immer auch ein PCR-Test gemacht wird.“ Da das Verfahren noch relativ neu sei, würde man aber von Tag zu Tag noch dazulernen. Schmidt bestätigte, dass es auch am Domgymnasium und an der Bad Kösener Bergschule zu falsch-positiven Ergebnissen kam, „aber nicht in der Dimension der Freien Schule“.

Dass die „Jan Hus“ als Konsequenz geschlossen werden musste, bedauert die Amtsärztin. „Unser Ziel ist es ja, so viel Unterricht zu ermöglichen, wie es geht.“ Man müsse aber Infektionsketten aufspüren und brechen. „Und wenn jetzt über die Schnelltests geschimpft wird, muss man ja fragen, was wir ohne sie machen würden. Da wären wir nur vom Labor abhängig, was eben dauert.“ Und die Schulen wären wohl vorsorglich trotzdem dicht.

Bei Schülern, Lehrern und vor allem Eltern, die in direkter Betroffenheit oder per Buschfunk in Naumburg oder Bad Kösen von der Problematik gehört hatten, lösten die falsch-positiven Ergebnisse Unsicherheit und Fragen aus. Verständlich. Traurig hingegen, dass diejenigen, die bereits zuvor die Pandemie geleugnet oder verharmlost hatten, den Vorfall als weiteres Wasser auf ihre Mühlen aufnahmen. Dies führte auch dazu, dass von „Hobby-Virologen“ zum Teil falsche Informationen in Umlauf gebracht wurden.

Für Kathrin Wahlbuhl-Nitsche hatten die vergangenen, sehr aufregenden Tage aber auch positive Momente. So erkämpfte sie durch eine Vielzahl von Telefonaten, dass die meisten ihrer „Jan-Hus“-Schüler gestern aus der Quarantäne entlassen wurden. Diese hatte man am Freitag nach der Flut der positiven Schnelltests verhängt. Bis zum morgigen Mittwoch in Quarantäne sind nun nur noch die Mädchen und Jungen der 7 b. Das war die Klasse, in der es den ursprünglichen, laborbestätigten Fall gegeben hatte.

Zudem erlebte die Leiterin der Freien Schule eine Welle an Solidarität. „Unsere Schüler, Eltern und Lehrer haben sich vorbildlich und verständnisvoll verhalten. Mit unserem Schulträger, in Person von Herrn Mischke, gab es eine extrem gute Zusammenarbeit. Dafür bin ich sehr dankbar,“ so Wahlbuhl-Nitsche. Sie selbst hat auch viele persönliche Hilfsangebote bekommen. Denn als es hieß, dass sie mit dem Virus infiziert ist, stand plötzlich die Frage im Raum, wer sich um ihre in die Jahre gekommenen Eltern kümmert, während sie in Quarantäne ist. „Das hat sich ja nun erledigt. Trotzdem war ich sehr gerührt.“

Harald Boltze

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Wie wichtig ist Erinnern?

Die „Jan-Hus“-Schüler Cheyenne Schied, Jasmin Kranz und Lennart Zeitschel reinigen den „Stolperstein“ in der Naumburger Parkstraße in Gedenken an Dr. Arthur Samter, der vor seiner Deportation dort wohnte.

Erschienen am 13.11.2020, Naumburger Tageblatt; FOTOS (2): TORSTEN BIEL

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Nun auch Broschüre

Ein paar Stunden zuvor waren nur wenig entfernt Cheyenne Schied, Jasmin Kranz und Lennart Zeitschel von der Freien Schule im Burgenland „Jan Hus“ mit Lehrer Ronny Schulz ebenfalls in „ehrender Mission“ unterwegs. Sie putzten die Stolpersteine, die in Naumburger Straßen an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der NS-Zeit verfolgt, ermordet, deportiert oder vertrieben worden waren. Zudem legten die Schüler Rosen nieder und stellten Lichter auf.

Unterstützt wird das Projekt seit Jahren vom Naumburger Bürgerverein, der auch die Idee dazu hatte. Stets findet die Aktion zwischen Pogromgedenken und Volkstrauertag statt. Wie Schulleiterin Kathrin Wahlbuhl-Nitsche anmerkte, ist es nun angedacht, in einem fächerübergreifenden Projekt in Geschichte, Kunst und Technik bis kommendes Jahr eine Broschüre anzufertigen, die sich mit dem Leben der verfolgten und ermordeten Naumburger Juden beschäftigt.

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Weiße Rosen zum Pogrom-Gedenken in Naumburg

Erschienen am 10.11.2020, Naumburger Tageblatt (Fotos 2: Torsten Biel)

An einem Gedenkplakat in der Naumburger Jakobsstraße legten gestern Vertreter von Parteien, Kirchen sowie der Freien Schule im Burgenland Jan Hus weiße Rosen nieder. Stellvertretend für die Schülerinnen und Schüler hatte coronabedingt nur Schulsprecherin Lilly Schmöller an dem absichtlich in kleinem Rahmen gehaltenen Gedenken teilgenommen. Auf dem Plakat ist zu lesen: „Niemals wieder. Wir gedenken der 54 Naumburger Bürger/innen jüdischen Glaubens, die 1938 hier lebten. Sie wurden vertrieben oder umgebracht.“ In der sogenannten Reichspogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 gingen die Nationalsozialisten in Deutschland gewaltsam gegen Juden vor. Hunderte wurden ermordet. Synagogen und Friedhöfe wurden zerstört, Geschäfte und Wohnungen geplündert. Rund 30.000 Juden wurden in Konzentrationslagern inhaftiert.

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Bibliothek in Kino-Werbung: Neue Ausstellung eröffnet

Erschienen am 15.10.2020, Naumburger Tageblatt

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Hus-Schüler messen genau nach

Erschienen am 07.10.2020, Naumburger Tageblatt; FOTOS: TORSTEN BIEL

Physik ist ein Fach, das nicht nur theoretisch abläuft, sondern regelmäßig durch Experimente greifbar wird. Die 7. Klassen der Freien Schule Jan Hus Naumburg verlagerten solche kürzlich ins Freie. Das Thema: Weg, Zeit, und Geschwindigkeit und wie sie sich gegenseitig beeinflussen. Dazu trafen sich die Mädchen und Jungen mit ihren Lehrern an der Straßenbahnstrecke. Bereits im Vorfeld hatten sie anhand einer Naumburg-Karte im Maßstab 1:20.000 nachgemessen, dass die Strecke von der Haltestelle bis zum Bahnhof 2.880 Meter lang ist. Das wurde in Teilstücken überprüft. Anhand des Fahrplanes konnten die Siebtklässler zudem sehen, wie lange die Straßenbahn zwischen den einzelnen Haltestellen unterwegs ist und somit deren Geschwindigkeit ermitteln. Einzige Variable konnte die Haltezeit an den Stationen sein. Die allerdings musste offen bleiben, weil coronabedingt eine gemeinsame Fahrt in der „Ille“ nicht möglich war.

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Freie Schule im Burgenland “ Jan Hus“ hilft dreiste Diebe zu überführen

Erschienen (ohne Bild) am 18.09.2020, Naumburger Tageblatt

IHR WENZEL

Das Prozedere läuft in Naumburg ja meistens gleich ab. Irgendwelche Tunichtgute machen irgendwo etwas kaputt oder reißen sich etwas unter den Nagel. Es kommt zur Anzeige, und Wochen später wird das Verfahren eingestellt, weil die Sünder nicht geschnappt werden können. Alle sind unzufrieden und schimpfen auf die Polizei.

Diese aber konnte in dieser Woche zwei besonders dreiste Diebe überführen – und zwar mit Hilfe der Freien Schule im Burgenland „Jan Hus“. Dort waren zwei Jugendliche am Vormittag bei laufendem Unterricht (!) über einen Zaun geklettert, hatten sich das nicht angeschlossene Fahrrad eines Fünftklässlers geschnappt, über den Zaun gehoben und sind dann abgehauen. Was sie wohl aber nicht wussten: Die Freie Schule hat eine Genehmigung, den Fahrradständer zu filmen und für die Technik auch keine Kosten gescheut. Die Täter waren jedenfalls gut auf den Aufnahmen zu erkennen und wurden – da polizeibekannt – gleich überführt. Der Fünftklässler hat sein Fahrrad wieder und will es – wie er in einem Dankesschreiben formuliert hat – nun auch immer anschließen.

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„Jan Hus“ bietet diverse Termine an

Erschienen (ohne Bild) am 16.09.2020, Naumburger Tageblatt

von Harald Boltze

Tag der offenen Tür

NAUMBURG Dass sich die Freie Schule im Burgenland „Jan Hus“ mit ihrem Tag der offenen Tür stets sehr große Mühe gibt, ist in der Region bekannt. Dieses Jahr kann die Naumburger Sekundarschule coronabedingt aber nur eine abgespeckte Variante anbieten.

Der Aufwand wird dadurch für Schulleiterin Kathrin Wahlbuhl-Nitsche und ihr Team jedoch nicht geringer. Im Gegenteil: Statt alle interessierten Eltern und Viertklässler an einem Tag einzuladen, wird dies nun – um Abstand zu ermöglichen – gestaffelt passieren. So können etwa am 6. Oktober jeweils ein Viertklässler und ein Elternteil der Salztor- und Georgenschule von 16.30 bis 18 Uhr zum „Schnuppern“ kommen. Dann wird es Führungen und Gesprächsmöglichkeiten geben. Das Gleiche gilt für die Schweitzer- und Utaschüler, die tags darauf, am 7. Oktober, ebenfalls von 16.30 bis 18 Uhr eingeladen sind. Weitere Termine: 8. Oktober, 16.30 bis 18 Uhr (Grundschulen Kleinjena, Bad Kösen, Eckartsberga); 10. Oktober, 9 bis 10.30 Uhr (Grundschulen Sieglitz, Laucha, Saubach); 10. Oktober, 11 bis 12.30 Uhr (Domschule St. Martin, Montessorischule, Jahnschule Freyburg); 26. Oktober, 16.30 bis 18 Uhr (Grundschulen Langendorf, Stößen, Leißling, Osterfeld); 27. Oktober, 16.30 bis 18 Uhr (alle Grundschulen aus Weißenfels). Dass auch für letztgenannte Einrichtungen Termine angeboten werden, hängt damit zusammen, dass auch aus Weißenfels in den vergangenen Jahren immer wieder Anmeldungen kamen, sagt Kathrin Wahlbuhl-Nitsche. Sie weist darauf hin, dass die Anmeldefrist in diesem Jahr bis zum 31. Oktober läuft. Anträge dafür findet man auf der Website der Schule. Die Resonanz, so wurde bestätigt, ist weiterhin groß. Die Zahl der Interessenten wird wohl die freien Plätze wie immer übersteigen.

Um Voranmeldung für den Tag der offenen Tür – auch für einen Alternativtermin bei Verhinderung – wird via burgenlandschule@mba-akademie.de gebeten.

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Eine Stunde Fahrt bis Aue

Erschienen am 05.09.2020, Naumburger Tageblatt, Fotos (4): Andreas Löffler

(1) Paul Bielke (rechts) mit einem Simson-Dreirad SD 50 und Marvin Schuster mit einem Krause-Duo präsentieren stolz ihre Fahrzeuge.
(2) Die Zulassung für das Krause-Duo datiert vom 16. November 1989.
(3) Marvin Schuster sitzt im „Cockpit“ des Krause-Duos.
(4) Paul Bielke weist auf eine technische Besonderheit hin: eine – seinerzeit ultra-moderne Scheibenbremse an einem Simons-Fahrzeug.

OLDTIMER Die Zehntklässler Paul Bielke und Marvin Schuster bauen in ihrer Freizeit alte DDR-Mopeds wieder auf. Ihre jüngsten „Neueroberungen“ sind sogar dreijährig.

von Andreas Löffler

Als ihre heutigen „fahrbaren Untersätze“ vom Produktionsband liefen, dauerte es noch anderthalb Jahrzehnte, ehe Paul Bielke und Marvin Schuster überhaupt das Licht der Welt erblickten. Die beiden Freunde, die heute an der Freien Schule „Jan Hus“ in Naumburg die zehnte Klasse besuchen, haben buchstäblich einen Narren an noch zu DDR-Zeiten hergestellten Kleinkrafträdern gefressen und sich fast schon einen kleinen „Fuhrpark“ mit den Modellen von Simson & Co. angelegt. Der Wiederaufbau von altertümlichen Mopeds und Rollern, die sie teils so gut wie schrottreif bei Bekannten und über Ebay in Garagen und Scheunen aufgestöbert haben, nimmt einen Großteil ihrer Freizeit ein.

Ihre jüngsten „Neueroberungen“ sind ein Simson-Lastendreirad SD 50 mit Baujahr 1992 (Paul) sowie ein Exemplar des kultigen DDR-Krankenfahrzeugs Krause-Duo mit amtlichem Zulassungsdatum 16. November 1989 (Marvin). „Das Dreirad basiert auf dem Motorroller SR 50, der Nachfolger der legendären Schwalbe war. Besonderheit sind die Transport-Aufbauten auf Höhe Hinterachse, die beispielsweise für die Zwecke von Marktfrauen oder Pizza-Diensten gedacht waren“, hat Paul Bielke sofort Hintergrunddetails parat.

„Genaue Zahlen gibt es nicht – aber es heißt, dass gerade einmal 1.500 Exemplare davon gebaut wurden“ stellt der Naumburger den Seltenheitswert des Gefährts heraus, welches er im vergangenen Jahr – mit Geld von Jugendweihe und aus Ferienjobs – in Freyburg erwarb.

Marvin Schuster hat das Krause-Duo bei einem privaten Verkäufer in Wernigerode erstanden. „Ein ’normales’ Moped habe ich mit einer Simson S51 ja schon. Ich fand das Krause-Duo als ’Schlechtwettervariante’ interessant – und natürlich wegen des Kult-Faktors“, berichtet der 16-Jährige. Nur auf dem kurzen Weg von seinem Heimatort Wethau zum Treff mit Tageblatt/MZ auf der Naumburger Vogelwiese sei er von mindestens sechs Leuten mit nach oben gereckten Daumen gegrüßt worden. „Und wenn du mit dem Teil irgendwo stehst, bildet sich garantiert gleich eine Traube Neugieriger darum“, ergänzt Paul Bielke.

Anders als gewöhnlich befanden sich ihre jüngsten Neuerwerbungen diesmal direkt in fahrbereitem Zustand. „Ich habe nur das zerschlissene Verdeck beim Sattler erneuern lassen. Und für die Karosse soll es demnächst mal noch eine neue Lackierung geben“, erzählt Marvin Schuster. Dennoch seien er und sein Kumpel in der bei Paul eingerichteten Schrauber-Werkstatt (sogar mit Hebebühne!) längst nicht beschäftigungslos: Ein weiteres Krause-Duo, gewissermaßen in Einzelteilen und als „Skelett“ in einer Garage bei Zweirad-Melzer in Naumburg entdeckt, wo Paul Bielke regelmäßig jobbt, harrt seiner „Wiederauferstehung“.

„Wir finden die alte Technik viel besser als die heutige Plastetechnik“, unterstreicht der 15-Jährige. Das nötige Know-how zu Restaurierung und Reparatur ihrer Oldtimer würden er und Marvin sich über das Anschauen von Video-Tutorials auf Youtube aneignen; zudem gebe es Tipps von den eigenen Vätern. Logisch aber natürlich, dass die beiden jungen Männer nicht nur in der Werkstatt zubringen, sondern mit ihren rollenden Schätzen auch regelmäßig Ausfahrten unternehmen wollen. „Dann fahren wir mit unseren Freundinnen nach Roßbach oder Richtung Himmelreich und Rudelsburg oder an den Geiseltalsee“, schildert Marvin Schuster begeistert.

Mit dem Krause-Duo haben er und Paul im Sommer eine wahrlich schräge Tour zur Geburtstagsfeier einer gemeinsamen Freundin in Aue im Molauer Land unternommen. „Das sind von hier aus zwar nicht einmal 20 Kilometer; dennoch waren wir eine ganze Stunde unterwegs“, berichtet er lachend. „Na ja, mit uns beiden, dazu je zwei Schlafsäcken, Isomatten sowie Rucksäcken, einem Kasten Bier und einer Musikbox war das Krause-Duo ja aber auch bis obenhin brechend vollgepackt“, ergänzt sein Spannemann Paul fröhlich.

Außerdem verrät er ein für die Zukunft ins Auge gefasstes Groß-Vorhaben: „Mit dem Krause-Duo einmal bis hinauf an die Ostsee fahren – das wäre was! Aber dafür müssen wir bestimmt sechs oder sieben Tage einplanen“, kalkuliert er schon mal.

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Abschluss in der Tasche

Erschienen am 21.07.2020, Naumburger Tageblatt; Fotos (2): Nicky Hellfritzsch

 

Ergänzung: Bild li.: hinten rechts – Oskar Hellfritzsch, Fritz Klauser
Ergänzung: Bild re.:  hinten rechts – Robin Heller, Till Schmidt, Gregor Voigt

Schule – Absolventen der Freien Schule im Burgenland „Jan Hus“ Naumburg